„Kultur ist nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts“,wusste schon Karl Valentin. „Mit dem Kultur-Sonderpreis wollen wir Kulturschaffende ehren und fördern, die innerhalb der VG Wörrstadt leben bzw. wirken und mit ihren Werken oder Projekten einen besonders herausragenden Beitrag leisten und ein besonders langjähriges Engagement auf kulturellem Gebiet gezeigt haben“, erläuterte Bürgermeister Markus Conrad die Intention des Preises. „Eine überregionale Bedeutung dieses kulturellen Angebotes ist zwar nicht unbedingt erforderlich, jedoch wünschenswert.“
Die Verbandsgemeinde habe sich, so Conrad, über die sehr guten Bewerbungsvorschläge gefreut und die Entscheidung sei der Jury nicht leichtgefallen. „Eigentlich wollten wir in diesem Jahr zwei Kultur-Sonderpreise vergeben, doch hatte die Jury festgestellt, dass wir erst noch einmal die Richtlinien ‚nachschärfen‘ müssen, um die Leistungen von Einzelkünstler/-innen, Ensembles, Vereinen sowie Kulturveranstaltern anhand geeigneter Kriterien besser beurteilen zu können.“ Man habe daher entschieden, in diesem Jahr nur einen Preis zu vergeben und alle weiteren eingereichten Vorschläge automatisch in den Bewerber-Pool für den Kultur-Sonderpreis 2022 aufzunehmen, der dann zwei Mal vergeben werden soll.
Conrad betonte, dass sich die Jury jedoch einstimmig und voller Überzeugung für den diesjährigen Preisträger aussprechen konnte: Christian Strauß aus Saulheim.
„Man müsste Klavierspielen können!“ Mit dem Titel dieses erfolgreichen Schlagers von Johannes Heesters begann Journalistin Anke Gersie ihre Laudatio auf den Pianisten. Musik verbinde Menschen - rund um den Globus, unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht, Religion oder Bildungsgrad, so Gersie. „Musik ist eine Universalsprache, die jeder versteht. Musik berührt, sie geht zu Herzen, Klaviermusik im Besondern. Vor allem die Klaviermusik von Christian Strauß.“
Der Kultur-Sonderpreis sei nicht der erste Preis, den der Virtuose gewinnen konnte. So habe er beispielsweise den 1. Preis beim „Concours Grieg“ in Oslo und den 2. Preis beim internationalen Chopin-Wettbewerb in Rom errungen. Christian Strauß fülle Konzertsäle im In- und Ausland und lasse begeisterte Zuhörer in die Welt der Musik eintauchen. Er agiere als Solist, als Konzert- und Kammermusiker, als virtuoser Begleiter von Gesangsvorträgen, beispielsweise denen seiner Lebensgefährtin, der Sopranistin Marina Russmann, und als Begleiter von Chören, auch aus seiner Wahlheimat Saulheim. Strauß sei darüber hinaus Organisator musikalischer Reihen, beispielsweise der „Edelstein-Serenaden“ in Herrstein und der „Musik zum Wochenausklang“ in Wiesbaden-Schierstein. Gersie: „Christian Strauß gibt sein Können außerdem als Klavierpädagoge an junge Menschen weiter und ist als Juror bei ‚Jugend musiziert‘ tätig.“
Der 1978 in Saarbrücken geborene Strauß begann im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierspiel. Vater Robert, selbst versierter Organist, war sein erster Lehrer. Das Aufwachsen in einem kleinen Ort im Hunsrück bot nicht so viel Ablenkung, was es Strauß nach eigener Aussage leichter gemacht hatte, sich auf die Musik zu konzentrieren. Mit 13 Jahren war ihm klar, dass er die Musik zum Beruf machen will. Er studierte ab 1999 in Mainz bei Prof. Lidia Grychtolowna Instrumentalpädagogik und absolvierte 2007 sein Konzertexamen. Strauß belegte darüber hinaus Meisterkurse beim argentinischen Star-Pianisten Bruno Leonardo Gelber, seinem großen Vorbild.
Seit 2008 lebt Christian Strauß in Saulheim. Familie Riedinger, erzählt Gersie, genießen vor allem im Sommer zum „späten zweiten Frühstück auf der Terrasse“ gerne das „Privatkonzert“ ihres Mieters im Nachbarhaus. „Sie beschreiben ihn als sehr familienverbundenen und äußerst angenehmen Menschen. Sein langjähriger enger Freund, Matthias Lenz, nennt ihn engagiert und fleißig, jemanden, dem die Musik und die Kunst am Herzen liegen. Und er sagt, Christian Strauß sei ein Musiker, der sein Instrument sehr emotional, originell und temperamentvoll spielt und dabei die dargebotenen Werke in den Mittelpunkt stellt, nicht sich selbst.“
Auch die Kritiken und Resonanzen auf das musikalische Können von Strauß, führt die Laudatorin aus, seien eine Aneinanderreihung von Superlativen. Sein Spiel werde unter anderem als „äußerst gefühlvoll“, „farbenreich interpretierend“, „hochtourig und infernalisch“, „fingerfertig“ und „vielgestaltig“ beschrieben. Gersie: „Musikwissenschaftler Matthias Lenz schätzt am Spiel seines Freundes vor allem dessen Rücksichtnahme auf die SängerInnen und MusikerInnen, mit denen er gemeinsam auftritt.“
Bürgermeister Markus Conrad beglückwünschte Christian Strauß im Anschluss zu seiner Auszeichnung und übergab die Kultur-Sonderpreis-Skulptur. Das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro überreichte Günter Brück, Vorstand der Volksbank Alzey-Worms. „Ich freue mich, dass wir als Sponsor dieses Preises Ihr großartiges künstlerisches Wirken würdigen dürfen und ich freue mich, dass wir gleich in den Genuss Ihrer Kunst kommen.“
Und so war es auch. Nach einführenden Worten über die dargebotenen Werke und die Komponisten verzauberte Christian Strauß virtuos die Anwesenden, zunächst mit Franz Liszt und dessen Klavierbearbeitungen von der „Widmung“ sowie dem „Ständchen“ von Robert Schumann. Es folgte die mitreißende Polonaise von Frédéric Chopin „Andante spianato et grande polonaise“. Mit „Nocturne in cis-Moll“, einem der „Nachtstücke“ Chopins, entließ der Preisträger seine begeisterte Zuhörerschaft in die Nacht – pardon, in den Sonntagabend.